Provenienzforschung in Altenburg

18.10.2024 – 14.1.2025 | Lindenau-Museum

Gustav Schönleber, Riviera di Levante, o. J.

Spannende Geschichten

Ein Kunstwerk und seine Geschichte: Edwin Scharffs Radierung „Tanzendes Paar“ (1917–1919) kam im Dezember 1935 als Geschenk des Berliner Kunsthändlers Eduard Plietzsch (1886–1961) in die Grafische Sammlung des Lindenau-Museums Altenburg. Das Schicksal seiner Schenkung ist eng mit der NS-Kunstpolitik verwoben: Die Radierung mit der an den Kubismus erinnernden Formsprache gehörte zu den 39 Arbeiten, die 1937 im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ im Lindenau-Museum beschlagnahmt wurden. Nach der Beschlagnahmung im August 1937 wurde das Blatt nach vielen Stationen 1947 durch die Deutsche Zentralstelle für Volksbildung sichergestellt. Zehn Jahre später erfolgte die Rückgabe an das Lindenau-Museum. Scharffs Radierung ist damit bislang das einzige in Altenburg beschlagnahmte Werk, das sich heute wieder in öffentlichem Besitz befindet.

Seit 2018 wird die Herkunftsgeschichte der Sammlungen des Lindenau-Museums Altenburg intensiv untersucht. Werke mit NS-verfolgungsbedingten Kontexten stehen ebenso im Mittelpunkt der detektivischen Provenienzforschung wie der Bereich, der die Sowjetische Besatzungszone betrifft. Neuester Schwerpunkt der Arbeit ist die Grafische Sammlung des Kunstmuseums, die mit 50.000 Einzelblättern und Mappenwerken den größten Sammlungsbereich darstellt. Die nun ausgestellten Arbeiten, unter anderem Werke von Käthe Kollwitz, Paul Klee, Elisabeth Voigt, Otto Dix und Gerhard Altenbourg, ermöglichen dem Publikum einen Blick auf die Sammlung und viel mehr auf deren Geschichte.

An die Wand oder in den Giftschrank?
18.10.2024 – 14.1.2025
Lindenau-Museum in der Kunstgasse 1
Kunstgasse 1
D-04600 Altenburg
Tel.: +49-3447-8955430
Di – So 12 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.lindenau-museum.de

Text: Stefan Simon
Bild: Lindenau-Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 100