
Spätes Lebenswerk
Mit Jörg Immendorff widmet die Galerie Werner in Berlin ihre aktuelle Ausstellung einer der markantesten Künstlerpersönlichkeiten der alten Bundesrepublik. Der Titel „Distanz zu sich selbst“ scheint da ironiegebrochen, ist doch bei Immendorff das Werk besonders schwer vom Künstler zu trennen. Die Inszenierung seiner selbst sah bei ihm wie ein Teil seiner Arbeit aus, schien Teil seines Gesamtkunstwerkes zu sein. Damit blieb er ganz in der Tradition seines Lehrers Joseph Beuys. Die von der Ausstellung betrachtete Schaffenszeit 1985 bis zu seinem Tode 2007 ist dabei allerdings fast präzise vom Lehrer getrennt, Beuys verstarb 1986. Ein Zeitraum, der im Werk von Jörg Immendorff Höhepunkte enthält, aber auch von seiner sich einschleichenden und sich immer deutlicher auswirkenden Erkrankung geprägt ist.
In seiner letzten Werkphase hat sich auf grausige Weise tatsächlich das Werk vom Künstler getrennt, seine Ideen konnten nur noch durch eine Werkstatt von Künstlern ausgeführt werden. Der Ausstellungstitel könnte hier fast einen zynischen Beiklang haben, wüsste man nicht um Immendorffs kämpferischen und bis zuletzt und unter allen Umständen schaffen wollenden Charakter. Eine Szene kommt dabei in verschiedenen, im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends entstandenen Versionen vor: Die schreitende Figur, die mit Stöcken gestützt auf an den Füßen gebundenen Sphären geht. Unter erschwerten Bedingungen trotzdem weiter, wie der Künstler Jörg Immendorff selbst in jenen Jahren.
Jörg Immendorff. Distanz zu sich selbst
15.2. – 12.4.2025
Galerie Michael Werner
Hardenbergstr. 9a
D-10623 Berlin
Tel.: +49-30-31491880
Di – Fr 11 – 18 Uhr, Sa 10 – 16 Uhr
Eintritt frei
www.michaelwerner.de