Echt starke Frauen!
Paula Rego? Nie gehört! So dürfte mancher ansonsten gut informierte Kunstfreund in Kontinentaleuropa reagieren: In Großbritannien aber sieht das anders aus, denn die portugiesisch-britische Künstlerin Paula Rego (1935–2022) gehörte zu den markantesten figurativen Malerinnen der Nachkriegszeit. Wiesen ihre frühen Werke noch vage Spuren einer surrealistischen Herkunft auf, könnte man später zuweilen gewisse Verwandtschaften zu Lucian Freuds schonungslosen Menschenbildern ausmachen, so ist spätestens ihr reifes Schaffen höchst eigenständig und von seltener Wucht.
Aber kurz gesagt, wir haben hier in Sachen Paula Rego ganz klar Nachholbedarf! Das Kunstmuseum Basel engagiert sich mit der ersten großen Ausstellung der Künstlerin in der Schweiz und zeigt eine Retrospektive, die über ein halbes Jahrhundert hin entstandene Schlüsselwerke ausbreitet. In Lissabon geboren, zu Zeiten der Salazar-Diktatur kein guter Ort für eine weibliche Karriere, studierte Rego lieber in London, wo sie sich seit 1975 dauerhaft niederließ. Die Beziehungen – will sagen: die Machtkämpfe – zwischen den Geschlechtern wurden ihr ureigenstes Thema; immer wieder figurieren ganz normale Frauen bei Rego als Heldinnen. Die Künstlerin – seit 2010 aus königlicher Hand mit dem Ehrentitel einer „Dame“ ausgezeichnet – war enorm produktiv. Von Ölbildern über Puppenobjekte bis hin zu Monumentalformaten im öffentlichen Raum reichte ihr Spektrum, von dem die Basler Ausstellung einen lebendigen Eindruck vermittelt: unbedingt sehenswert!
Paula Rego. Machtspiele
28.9.2024 – 2.2.2025
Kunstmuseum Basel | Neubau
St. Alban-Graben 20
CH-4051 Basel
Tel.: +41-61-2066262
Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr
Eintritt: 16 CHF, erm. 8 CHF
www.kunstmuseumbasel.ch
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunstmuseum Basel | Neubau
Erstveröffentlichung in kunst:art 99