Spuren, derb und handfest
Nach längerer Umbauphase, in der nur der prächtige und unbedingt sehenswerte Skulpturenpark – auch
in eigenem Recht als Gartenkunstdenkmal des „Reformstils“ der 1920er einen Besuch wert – zugänglich
war, eröffnet die Gerisch Kunststiftung im schleswig-holsteinischen Neumünster in diesem Sommer
wieder ihre Galerieräume. Im Mittelpunkt steht das Werk von Heinz Breloh (1940 – 2001).
Kam Breloh als Schüler von Fritz Wotruba in Wien eigentlich aus der klassisch modernen Richtung mit
ihrer Auflösung der Figur in abstrakte Ordnungselemente, so verlief doch in der Folge seine Entwicklung
zunächst in gänzlich andere Richtung: Performance, Installation, Foto- und Videokunst entsprachen dem
Zeitgeist der Sechziger und Siebziger. Die breitangelegte Werkschau mit zahlreichen Leihgaben sowie
wichtigen Arbeiten aus dem Stiftungsbestand setzt in dieser Phase an, dokumentiert aber auch den
anschließenden Schwenk zurück zu den klassischen Materialien Gips, Terrakotta und Bronze. Geblieben
aber war ein ausgeprägtes Interesse am Unmittelbaren, Physischen: Die „Lebensgrößen“
dokumentierten den handgreiflichen, ja sozusagen ganzkörperlichen Umgang des Künstlers mit seinem
Material. „Skulptur als Körperspur“, so beschreibt Breloh einmal anschaulich sein Konzept bei diesen ein
wenig berserkerhaften Arbeiten. Erstaunlicherweise beinah gleichzeitig aber entstanden damals so
sensible wie sinnliche glasierte Terrakotten mit Blumenmotiven.
Die Spur des Bildhauers. Wiedersehen mit Heinz Breloh
16.6. – 15.12.2024
Herbert Gerisch-Stiftung
Brachenfelder Str. 69
D-24536 Neumünster
Tel.: +49-4321-555120
Mi – So 12 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 5 €
www.gerisch-stiftung.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Herbert Gerisch-Stiftung
Erstveröffentlichung in kunst:art 98